Philosophie
Es heißt doch oft: „Meine Philosophie ist …“ – Was den Begriff betrifft, benutzen wir ihn schnell einmal, um vielleicht kurz jemandem zu erklären, was wir für richtig halten. Auch hat jeder eine vage Vorstellung davon, was sich hinter dem so gern benutzten, ‚großen‘ Begriff „Philosophie“ verbirgt. Aber ist das Philosophie? Diese Frage ist eine philosophische.
Denn schon beginnen wir zu hinterfragen und zu zweifeln: daran, ob unsere Vorstellung von „Philosophie“ dem gerecht wird, was „Philosophie“ ist. Dieses Hinterfragen und Zweifeln, das Fragen- stellen und das Wundern überhaupt – das ist Philosophieren. Jeder, der Gegebenes nicht einfach hinnimmt, sondern hinterfragt, denkt bereits philosophisch. Denn die beiden altgriechischen Begriffe philein ‚lieben‘ und sophia ‚Weisheit’ sagen uns: ein Philosoph ist jemand, der Weisheit und Erkenntnis liebt, jemand, der wissen möchte, was der Grund von etwas ist oder wo alles seinen Anfang nahm.
Der Philosoph Immanuel Kant war der Ansicht, dass alle philosophischen Fragen letztendlich vier übergeordneten Fragen zuzuordnen sind:
- Was kann ich wissen?
- Was darf ich hoffen?
- Was soll ich tun?
- Was ist der Mensch?
Im Philosophieunterricht wenden wir uns den großen philosophischen Themen zu, die keineswegs abgehoben sind, sondern das Leben jedes einzelnen betreffen: Ist es das Ziel des Lebens, glücklich zu sein? Gibt es die eine Wahrheit oder ist alles relativ? Was ist Gerechtigkeit? Gibt es einen übergeordneten Sinn des Lebens? Woher kommen wir und wohin gehen wir?
Wenn wir im Philosophieunterricht über Fragen dieser Art sprechen, geht es nicht um bloße Meinungsäußerungen, sondern um logisch aufgebaute Argumentation. Und darin ist die Philosophie ebenso exakt wie die Naturwissenschaft, nur geht es hier nicht um das Messbare, sondern um die logisch schlüssige Erkenntnis. Durch ein solches Denken und durch das Heranziehen vieler Erkenntnisquellen versucht die Philosophie die Grundlagen unseres Bildes von uns selbst und der Welt bewusst zu machen und zu hinterfragen.
Jeder von uns besitzt – bewusst oder unbewusst („Meine Philosophie ist…“) – immer schon ein bestimmtes Bild von sich selbst und der Welt, das die Grundlage aller unser Handlungen und Entscheidungen ist. Im Philosophieunterricht durchdenken wir verschiedene Positionen bedeutender Philosophen. Auf diese Weise wird im Philosophieunterricht geübt, sich kritisch mit sich selbst und der Umwelt auseinanderzusetzen und so zu eigenen Positionen zu gelangen. Diese Fähigkeit ist wichtig, damit der Einzelne nicht zum leicht manipulierbaren Objekt anderer wird.
In den Klassen 5 und 6 beginnen die Schülerinnen und Schüler, sich mit sich selbst und ihrem Umfeld auf neue Weise auseinanderzusetzen. Im Philosophieunterricht lernen sie, sich als Personen mit eigenen Gefühlen und Meinungen zu verstehen und reflektieren dabei auch über zwischenmenschliche Beziehungen. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung sozialer Fähigkeiten: Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie man respektvoll kommuniziert, Konflikte konstruktiv löst und sich in andere hineinversetzt. Außerdem lernen sie, dass es verbindliche Regeln für den Umgang miteinander gibt, die das gemeinsame Leben erleichtern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Verständnis für Vielfalt und Toleranz. In einer pluralistischen Gesellschaft ist es unerlässlich, unterschiedliche Perspektiven und Lebensweisen zu akzeptieren und wertzuschätzen. Im Rahmen des jährlich stattfindenden Wandertages besuchen die Fünftklässler daher verschiedene religiöse und kulturelle Einrichtungen. Diese Exkursionen bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, soziale und kulturelle Kontexte jenseits ihres Alltags kennenzulernen und so ihren eigenen Horizont zu erweitern.
Diese Einführung gibt nur einen kleinen Einblick in den Philosophieunterricht, der in den höheren Jahrgangsstufen weiter vertieft wird.
Von Beginn an fördert das Fach die personale, soziale, sachliche und methodische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler:
• Personale Kompetenz: Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich selbst und ihre Rolle in verschiedenen Lebenssituationen zu reflektieren und eine gefestigte, verantwortungsvolle Persönlichkeit zu entwickeln. Dazu gehört das Vertrauen in die eigene Stärke, die Reflexion eigener Gefühle sowie die Fähigkeit zum selbstbestimmten Handeln.
• Soziale Kompetenz: Der respektvolle und verantwortungsvolle Umgang mit anderen und deren Überzeugungen ist ebenso zentral. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Empathie, üben sich in Toleranz gegenüber unterschiedlichen Lebensweisen und lernen, konstruktiv mit Konflikten umzugehen.
• Sachkompetenz: Die Beschäftigung mit grundlegenden gesellschaftlichen Fragen, wie dem Einfluss der Medien, den Grundfragen des Menschseins und moralischer Verantwortung, ermöglicht den Schülerinnen und Schülern eine fundierte Auseinandersetzung mit den Themen des Faches.
• Methodenkompetenz: Sie lernen, philosophische Methoden anzuwenden – von der Textanalyse bis zum argumentativen Austausch. Sie üben, Begriffe zu klären, Argumente zu formulieren und kritisches Denken zu entwickeln.
Unser Philosophieunterricht fördert gezielt das europäische Profil unserer Schule, indem er die Schülerinnen und Schüler systematisch an wesentliche Themen und Werte Europas heranführt. Neben weiteren grundlegenden philosophischen Fragestellungen bilden europäische Inhalte dabei einen besonderen Schwerpunkt: Bereits in Klasse 5 erkunden die Lernenden die kulturelle Vielfalt Europas und erfahren die Bedeutung von Toleranz und Respekt im Umgang mit verschiedenen Religionen und Traditionen. In Klasse 6 rückt die sprachliche Vielfalt der Europäischen Union in den Fokus – ein Aspekt, der die Bedeutung kultureller Identität und des Zusammenhalts trotz Unterschiedlichkeiten hervorhebt.
In der Mittelstufe beschäftigen sich die Jugendlichen verstärkt mit aktuellen Fragestellungen: So reflektieren Achtklässler kritisch die Einwanderungspolitik Europas und deren gesellschaftliche und moralische Herausforderungen. In Klasse 9 setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit gemeinsamen europäischen Aufgaben wie dem Umweltschutz auseinander und entwickeln ein Bewusstsein für soziale Verantwortung und die kulturelle Vielfalt des Kontinents. Abschließend widmen sich die Zehntklässler der Frage, wie Frieden auf nationaler und internationaler Ebene gestaltet werden kann, und untersuchen die Rolle internationaler Institutionen wie der Vereinten Nationen für die Friedenssicherung in Europa.
Diese europäisch geprägten Themenschwerpunkte fördern ein interkulturelles Bewusstsein und unterstützen die Schülerinnen und Schüler darin, sich als verantwortungsbewusste Europäer zu verstehen und den Wert eines vereinten Europas zu schätzen.