Begabtenförderung

Wir können stolz sein, am Friedrich-Rückert-Gymnasium fleißige, engagierte und intelligente Schüler zu haben, die gute Schulleistungen erbringen, sich aber auch in verschiedenen anderen schulischen Bereichen engagieren.
Dabei ist Hochbegabung ein vielschichtiges Phänomen, das sehr unterschiedlich zum Ausdruck kommen kann. Es ist festzustellen, dass Intelligenz allein nicht Begabung ausmacht, sondern dass darüber hinaus persönliche Eigenschaften, Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten erst einen Menschen befähigen, besondere Aufgaben zu übernehmen. Hochbegabung ist somit zunächst die Disposition für herausragende Leistungen, nicht die Hochleistung selber.
Nur unter bestimmten Bedingungen und geeigneten Voraussetzungen führt die Hochbegabung auch zu außerordentlichen Leistungen. Hochbegabung wird also nicht nur durch die Höhe der Intelligenz bestimmt, sondern vor allem auch durch das Zusammenwirken verschiedener Bedingungen, die wesentlich dazu beitragen, ob sich Begabungspotenziale entwickeln und entfalten können. Hochbegabung wird sich nur entfalten können, wenn die Schülerin oder der Schüler fördernde, emotional-motivationale Persönlichkeitsmerkmale (Leistungsmotivation, Anstrengungsbereitschaft, Stressbewältigungskompetenz etc.) besitzt.
Daher haben wir uns das Ziel gesetzt, eben solche Bedingungen zu schaffen, in denen besonders begabte Schülerinnen und Schüler sich ihrer Begabung entsprechend entwickeln können. Für unsere Schule stellt sich die Frage, wie wir als Gymnasium solche Bedinungen schaffen können, um besonders Begabte fördern zu können.

Ziel der Begabtenförderung ist es, die Schülerinnen und Schüler mit einer außerordentlich intellektuellen Begabung mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen angepasst zu fördern. Dazu gehören:

  • Ganzheitliche Förderung: Entwicklung der Selbst-, Sozial- und Sach- sowie Methoden- und Wertekompetenz. Diese Kompetenzen werden gleichermaßen gefördert
  • Stärken stärken: Vorhandene Begabungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler wahrnehmen und fördern
  • Entfaltung der Kreativität, der Motivation und der Fähigkeiten ermöglichen
  • Fördern der Eigeninitiative, Erhalt der Lernmotivation, Unterstützung der Leistungsbereitschaft
  • Wissen und Können im Spezialgebiet der Schülerinnen und Schüler unterstützen
  • Prävention von Verhaltensauffälligkeiten und Minderleistungen
  • Förderung der Akzeptanz in der Schule und Regelklasse

Das Friedrich Rückert Gymnasium bietet daher verschiedene Fördermodelle an, welche sich in einem „4-Säulen-Modell“ zusammenfassen lassen:

  • Integrative Förderung: Die Begabtenförderung findet durch differenzierende Maßnahmen im Regelunterricht statt.
  • Schulinterne individuelle Förderung: Die Begabtenförderung erfolgt in „separativer Form“ mit dem einzelnen Schüler / der einzelnen Schülerin. Hierbei greifen wir auf innerschulische Angebote zum vertieften Lernen außerhalb des Unterrichts zurück.
  • Individuelle Förderung durch die Kooperation mit externen Partnern: Im Austausch mit dem Schüler / der Schülerin, dem Klassenlehrer, den Eltern sowie den für die Begabtenförderung zuständigen Lehrkräften, wird ein passendes Angebot eines externen Kooperationspartners gewählt.
  • Familiäre Ressourcen: Schlussendlich können auch Ressourcen der Eltern aktiviert werden (z.B. Freizeitgestaltung, private Förderangebote).

Folgende Maßnahmen zu Begabtenförderung bieten wir an:

  • Paralleles Lernen zweier Fremdsprachen
  • Förderkurs für naturwissenschaftlich begabte Schülerinnen und Schüler: Im Schuljahr 2016/17 fand erstmalig ein naturwissenschaftlicher Zusatzunterricht für naturwissenschaftlich besonders begabte Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit dem "Haus der Talente (Einrichtung zur Begabungserkennung und -förderung sowie der Aus- und Weiterbildung)" statt. Lesen Sie hier einen Zeitungsbericht über diesen Kurs.
  • Drehtürmodell: Im Januar 2017 startete das Projekt zum Drehtürmodell. Besonders leistungsfähige und leistungsmotivierte Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 erhalten die Möglichkeit, in Wiederholungsstunden aller Fächer auszuscheren und mit Hilfe der Sprachlernsoftware „Tell me more" individuell ihre Kenntnisse in den Fremdsprachen zu verbessern.

Als weitere Maßnahmen bieten wir:

  • Überspringen einer Klasse: 8 mal seit 2000
  • Teilunterricht in einer höheren Klasse:
    z.B. mehrfach im Fach Mathematik geschehen, 2010 vorgezogenes Abitur in diesem Fach
  • Nutzung des vielfältigen AG-Angebots
  • Teilnahme an internationalen Treffen: Zwolle/NL 2009, Flône/B 2010
  • Information über das Veranstaltungsprogramm des "Haus der Talente": Kurse in Schlüsselqualifikationen, Sprachen, Naturwissenschaften, Informatik u.a. wöchentlich, am Wochenende, in den Ferien
  • Anmeldung unserer Schüler für die Enrichmentangebote des CCB:
    neue Angebote ab Februar
  • Zusammenarbeit mit dem „Lernort Studio“: Projekt Film 2003, Information über das Angebot
  • Teilnahme am Projekt „Schüler an die Uni“:
  • Empfehlung besonders begabter Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme an der Schülerakademie bzw. Juniorakademie
  • regelmäßige Teilnahme am Underachiever-Förderprojekt des "Haus der Talente" seit 2005 (Underachiever sind Kinder oder Jugendliche, bei denen eine Diskrepanz zwischen bekannten oder vermuteten hohen Fähigkeiten und Leistung besteht)

Weitere Informationen bei Herrn Sellmann und Herrn Dr. Morawski, Beratungslehrer für besondere Begabung.

Seit dem Schuljahr 2004/05 können Schülerinnen und Schüler, die aufgrund bisher gezeigter Fähigkeiten und Leistungen für geeignet betrachtet werden, an der Fördermaßnahme „Paralleles Lernen zweier Sprachen“ teilnehmen.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten in Französisch / Spanisch statt der vorgesehenen vier Wochenstunden nur zwei Wochenstunden Unterricht. Das gleiche gilt für den Lateinunterricht.

Die Fachlehrerinnen und Fachlehrer bemühen sich, kompliziertere Sachverhalte in den Stunden einzuführen, in denen die geförderten Schülerinnen und Schüler anwesend sind. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Mitglieder der Fördergruppe das nötige Übungsmaterial bzw. die entsprechenden Arbeitsaufträge erhalten. Sie werden dabei von ausgewählten Mitschülerinnen und Mitschülern, sogenannten „Paten“, unterstützt, die die geförderten Schülerinnen und Schüler persönlich betreuen. Sie informieren nach der Stunde, die die Mitglieder der Fördergruppe jeweils nicht besucht haben, in knapper Form über den behandelten Stoff und die Hausaufgaben; außerdem geben sie Arbeitsmaterial weiter.

Das parallele Lernen beider Fremdsprachen setzt eine hohe Motivation und die Bereitschaft zu selbstständiger (Mehr-)Arbeit voraus. Der durch den Besuch des jeweils anderen Faches versäumte Stoff muss eigenständig ohne eine gesonderte Hilfestellung durch die Lehrkräfte nachgearbeitet werden. In beiden Fächern müssen die anfallenden Klassenarbeiten mitgeschrieben werden.

Versetzungsrelevant ist allerdings nur die Zeugnisnote in einer der beiden Sprachen. Die Entscheidung, welche der beiden Sprachen dies sein soll, wird spätestens vier Wochen vor dem Versetzungstermin des laufenden Schuljahres von den Erziehungsberechtigten bzw. den Schülerinnen und Schülern getroffen. Diese Festlegung der versetzungsrelevanten Sprache ist dann bindend für die weitere Schullaufbahn. Die Leistungen in der zusätzlich erlernten Sprache werden auf dem Zeugnis vermerkt.

Sollte sich herausstellen, dass Schülerinnen und Schüler mit dem parallelen Lernen beider Fremdsprachen überfordert sind und sich die Leistungen in anderen Fächern auffällig verschlechtern, besteht nach Rücksprache mit der Fachlehrerin/dem Fachlehrer die Möglichkeit, aus dem Projekt auszusteigen und nur noch am Unterricht einer der beiden Sprachen im vollen Stundenumfang teilzunehmen. Eine diesbezügliche Entscheidung kann jederzeit sowohl auf Betreiben der verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrer als auch auf Antrag der Erziehungsberechtigten hin gefällt werden.

Katja aus der "Pioniergruppe" zieht Bilanz

Anfangs fand ich die Teilnahme an dem Projekt des parallelen Erlernens der 2. und 3. Fremdsprache nicht äußerst schwer, doch mittlerweile habe ich wirklich mit dem Lernen der Vokabeln bzw. der Grammatik der Sprachen zu kämpfen. Trotzdem komme ich gut mit und ich hoffe, das bleibt auch so. Am schwersten ist es jedoch für mich, wenn die Lehrer mit einer neuen Grammatik beginnen in der Stunde, in der ich gerade nicht anwesend bin. Oder es ist auch schwer, die Hausaufgaben, welche ich gemacht habe, zu vergleichen, wenn ich mich gerade im anderen Unterricht befinde. Ansonsten habe ich keine negativen Erfahrungen mit diesem Projekt gemacht. Obwohl mir vor dem Projekt gesagt wurde, dass ich mir den verpassten Unterrichtsstoff ALLEINE aneignen müsste, erklären mir meine Lehrer alles noch mal bis ins kleinste Detail!
Schließlich bin ich froh an diesem Projekt teilgenommen zu haben, da ich nun über die Kenntnis von zwei weiteren Fremdsprachen verfüge.

Katja Annas, 9c