Zum Gedenken der Opfer des Novemberpogroms in Düsseldorf fand am 8.11.2019 im Düsseldorfer Rathaus eine Gedenkveranstaltung statt, bei der erstmalig Schülerinnen und Schüler in Kollaboration mit dem ZAKK (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation) und der Mahn- und Gedenkstätte einen Teil des Programms übernahmen.
Kurz vor den Sommerferien sprach Herr Trapp im Auftrag von Anna Beetz, Schauspielerin am Schauspielhaus Düsseldorf, einige Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an und fragte sie, ob sie bei einem kurzen Theaterstück für eine Gedenkfeier teilnehmen wollen.
Ohne recht zu wissen, was auf uns zukam, ließen sich sechs von uns auf das Projekt ein und zu Beginn des Schuljahres fand so unser erstes Treffen am Friedrich-Rückert-Gymnasium statt. Wir bekamen nun zum ersten Mal das Stück zu sehen, was wir vorführen würden und in Anbetracht der langen Redeanteile und der kurzen Zeit, die wir hatten, wurde uns doch etwas mulmig zumute. Würden wir das tatsächlich schaffen?
Auf das erste Treffen folgten nun viele, viele weitere Probentermine, die immer samstags im Luftschutzkeller der Mahn- und Gedenkstätte stattfanden. Voller Motivation vollführten wir unter Annas Leitung aktivierende Improvisationen, Spiele und Übungen um unsere Stimmen und unser Selbstbewusstsein zu fordern. Und das mit sehr viel Erfolg! In den wenigen Wochen, die wir zur Verfügung hatten, lernten wir als Gruppe miteinander zu interagieren, uns aufeinander zu verlassen und auf der Bühne eine Einheit zu werden.
Bei den letzten drei Proben, die im Rathaus selbst stattfanden, waren wir uns schon so vertraut, dass wir ohne Hemmungen voreinander und miteinander singen, tanzen und herum albern konnten. Geleitet von Annas ansteckender Motivation, ihren guten Ratschlägen und ihrer unendlichen Geduld waren wir nun bereit für den großen Tag.
Am 8.11.19 fanden wir uns in blau gekleidet im Rathaus zusammen und gingen nun zum letzten Mal unsere Texte durch. Nervös und voller Vorfreude warteten wir auf unser Stichwort und um halb zwölf war es dann endlich so weit. Wie geprobt betraten wir schweigend den Plenarsaal und brachen dann die wartende Stille mit den ausgerufenen Schlagzeilen, die den Anfang unserer Stücks signalisierten. Dann stimmten wir das jüdische Lied „Echad Mi Yodea“ an, welches wir sangen, während wir die Treppen zur Front des Saals hinabstiegen. Wir füllten die uns zustehenden zehn Minuten mit Einzelschicksalen des furchtbaren Novemberpogroms und verließen schließlich den Saal in ergriffener Stille.
Applaus gab es nicht, denn der Inhalt dessen, was wir dort erzählt haben, verdient keineswegs Beifall.
Dann war die Veranstaltung vorbei und uns war ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. An dessen Stelle war nur noch ein Gefühl: Glück. Wir hatten es tatsächlich geschafft! Als wären die Lobreden von Anna, unseren Lehrern Frau Husemeyer, Frau Berkemeier und Herrn Trapp, die uns auf Einladung des Rathauses begleitet hatten, und den Mitgliedern der Mahn- und Gedenkstätte nicht genug gewesen, bedankten sich auch Oberbürgermeister Thomas Geisel sowie der Kantor der jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Aaron Malinsky, persönlich bei uns für unseren Auftritt. Auch Frau Gödecke, die Vizepräsidentin des Landtags NRW, erwähnte uns lobend und ergriffen in ihrer die Aufführung anschließenden Rede. Sie sprach von „außerordentlich berührenden und intensiven Schüler*innen-Beiträge[n]“.
Über unser kleines Theaterprojekt lässt sich also nur eins sagen; es war ein riesengroßer Erfolg!
(Aurelia Müller, Jahrgangsstufe Q2)
(Weitere Informationen und Fotos gibt es hier.)